Mit sieben Ellen Circassienne das Weite gesucht Ein ungetreuer Bote I n der Gegend von Nor d- herringen verlor sich seine Spur. St eckbrieflich gesucht wurde Ende 1827 ein Bot e, der vom Hause Bodelschwingh ( zwischen Cast rop und Dort m und) nach Ham m geschickt worden war und es offenbar vorgezogen hat t e, m it dem ihm anvert rau- t en Gut das Weit e zu suchen: „ Von dem adeligen Hause Bodelschwingh wurde am 11.c. der Tagelöhner Heinrich Sch. v on dor t als Bot he nach Ham m und w eit er nach Heeßen abgeschickt , welcher bis heut e nicht zurückgekehrt . Derselbe ist näm lichen Tages gegen 3 Uhr von Grünewald zu Nordherringen ab- und die St raße nach Ham m ge- gangen. Alle Nachsuchungen nach dem Ver lor nen sind vergeblich gewesen. Derselbe ist unt en signalisiert . . ." Unt er zeichnet hat t e den St eckbrief der Bürgerm eist er Biggeleben in Cast rop m it Dat um 21. Dezem ber 1827. Beschrieben wurde der unge- t reue Bot e wie folgt : „ Derselbe ist ca. 43 Jahre alt , 5 Fuß 6 Zoll gr oß, hat braunes Haar, et was kahlen Scheit el, längliches Gesicht und Nase, gr oßen Mund, spit zes Kinn, blonden Bart , ist schlanker St at ur und hat auf der recht en Wange eine Warze. Er war bekleidet m it rundem Hut e, blauem Kit t el, darunt er eine blaue t uchene Jacke und grünes wollenes Unt er k am isol, fer ner m it blauen t uchenen Kam aschen und Schuhen. Er führt e bei sich in einem Kissenziehe ein Paket m it schw ar zem Wachst uch, w or in 7 Ellen röt hlich grauer Circassienne, ein versiegelt er Brief an die Gebrüder Gerson in Ham m , und ein dit o an den Tischler Vogel in Heeßen addressiert ". Christine und Christiane Zwei Ham m er Unternehm erinnen des vorigen Jahrhunderts Das „ Jahr der Frau" scheint ohne nennenswert en Bewußt - seinswandel vorbeigerauscht zu sein, I m m er hin k ann sich Ham m bereit s recht früh zweier „ Unt ernehm erinnen" rühm en, die der st aunenden Mit w elt bewiesen, sie verst ünden ihr Geschäft . I m Januar 1820 inse- riert e Christ iane Egem ann, geb. Kloeber, unt er Hinweis auf eine Bekannt m achung des Königl. preuß. Land- und St adt gericht s, daß sie am 10. Dezem ber 1819 „ die unt er der Firm a Reinold und Kom p. bisher best andene, gegenwärt ig fill- m eine allgem ei- ne Rechnung, m ir übert ragene Lederfabrik und Lederhandlung unt er der Firm a C. Egem ann fort set zen werde". Erst aunlich reichhalt ig war und das Warenangebot : „ . em pfehle m ich dem Publiko in allen Sort en Sohlleder, Ober- leder, braune und schw arze Kalbfelle, Sat t lerleder, Roß- haut e, St iefelkappen u.s.w zu billigen Preisen. Auch lasse ich fort während in m einer Fabrik für Andere alle Sort en hiesiges Leder gegen billigen Lohn berei- t en". Man hört und st aunt . Christ ianes Nam ensschwest er Christ ine Weyl, wohnhaft auf der West st raße Nro. 132, scheint die Gat t in oder Tocht er eines Schreinerm eist ers gewesen zu sein. 1843 befaßt sie sich m it „ Neuwäsche und Schönfärberei" und gibt ein Jahr spät er im Mai folgende Anzeige auf: „ Unt erzeichnet e erlaubt sich, dem geehrt en hiesigen und aus- w ärt igen Publikum die erge- 22 Die Gebrüder Gerson bet rieben dazum al in Ham m ein Geschäft „ in Ellen- und Galant eriewaren". Circassienne w ar ein dünner leicht er St off aus feinen St reich- wollgarnen, der auch m it Ket t e aus Baum woll- oder Leinengarn gewebt wurde. Gewalkt wurde das Zeug schwächer als Tuch, anschließend einm al gerauht und wie das feinst e Tuch m ehr- m als geschoren. Es dient e zu Som m erröcken und Mänt eln und st ellt e zw eifellos einen nicht unbet rächt lichen Geldwert dar. Eine Ausverkaufsanzeige des Gersonschen Geschäft es findet m an im Hellw eger Anzeiger vom 8. Dezem ber 1866. Es heißt dort : „ Der Verkauf säm t - licher Rest e Tücher, Fut t er- zeuge, Besät ze, Weißwaaren et c. beginnt am Dienst ag, den 11. Decem ber. Am Mont ag ist das Ausverkaufs- Local des Ord- nens wegen geschlossen—Ham m . - Gebrüder Gerson." — Das Geschäft slokal befand sich in dem Hause Ost st raße 18/ 20. v.Sch. benst e Anzeige zu m achen, daß ich m eine Kunst - und Sch ön fär ber ei au f das Vollst ändigst e placirt habe, und m ich befasse, alle Sort im ent s, best ehend in: Sam m et , At las, Taft s- Dam ast , ganz- und auch halbseidene Stoffe, Plüsch, Krepp, Gaze, Merinos, Grosd'naple, Or- leans, Thibet , in j eder Webeart , auch in allen Farben, get ragene Mänt el, Kleider, Beinkleider, Hüt e et c., die Gegenst ände m ö- gen verschossen, beschm ut zt oder fleck ig sein, auf das dauerhaft est e m it gehöriger Ap- pret ur vollst ändig, unt er dem Versprechen prom pt er Bedie- nung und billiger Preise, zur Zufriedenheit aller Derj enigen, die m ich m it ihrem geneigt en Zuspruch beehren, wieder her- zust ellen". — Bravo, Christ ine! Den kilo- m et erlangen Werbe- Slogan m ußt en die Ham m er Dam en zwar sicher dreim al lesen, ehe sie ihn begriffen hat t en. Doch sprach der I nhalt für Solidari- t ät , und die w ar in Ham m seit eh und j e die best e Em pfeh- lung. v.Sch.